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Buchtipps

Noch ein Buch, das kein Ratgeber ist, aber sehr gute Dienste für den persönlichen Gebrauch leistet: Trennungen kommen in den besten Familien und Beziehungen vor. Ja, gute Trennungen zeichnen gute Beziehungen aus. Dass Trennungen überhaupt auch etwas nicht nur notwendig, sondern im besten Sinne befreiendes haben, wird auch in der Psychoanalyse viel zu wenig thematisiert.

Wer glamouröse Agentenromane mit politischem Gehalt mag, ist mit Ross Thomas bestens versorgt. In Der Mordida-Mann lässt Gaddafis Nachfolger den Bruder des us-amerikanischen Präsidenten entführen, um mit ihm als Geisel den international gesuchten Topterroristen „Felix“ freizupressen. Eine sehr delikate Angelegenheit, die eine ganze Reihe von Diplomaten und anderen zwielichtigen Staatsbediensteten auf die Matte bringt. Es klirren die Eiswürfel im Whiskyglas, Privatflugzeuge düsen über den Atlantik, die Spesen für eine Liebesnacht auf seidenen Laken zahlt die CIA.

Tom Phelan hat seine Unbekümmertheit im Vietnamkrieg gelassen und einen Finger auf einer Bohrinsel. Jetzt will er seinen Lebensunterhalt lieber auf festem Grund und ohne Vorgesetzte verdienen. Delpha Wade hat 14 Jahre im Gefängnis abgesessen, für einen Mord, der in Wirklichkeit Notwehr war, und sie weiß, dass die Welt da draußen auf sie nicht wartet. Der Job als Sekretärin in Phelans neu gegründeter Privatdetektei ist genau das, was sie braucht.

Angela, bekannt als Lady Bag, kommt aus dem Knast. Freiheit heißt endlich wieder Rotwein trinken und mit der geliebten Hündin Elektra plaudern. Aber so friedlich ist die Freiheit nicht. Nach der haftbedingten Trennung von Elektra kriselt die Beziehung, anstelle des Hundes unterhält sich Angela immer öfter mit dem Teufel. Außerdem wachen ihre Freunde streng über ihre Abstinenz. Angela sehnt sich nach den alten Zeiten auf der Straße, allein mit Elektra und dem Roten, ohne Heim und ohne lästige Freundschaften.

Ein Arbeiter Mitte fünfzig teilt im Bistro sein Dessert mit einem jungen spanischen Maler. Die beiden verlieben sich, ziehen zusammen und zusammen durch die Stadt. Der Junge, ein Bürgersohn, sehnt sich nach dem Leben der Bohème, aber in der Welt des Arbeiters, in seinen Umarmungen, der winzigen Hinterhofwohnung und dem Leben im Takt von Maloche, Müdigkeit und Amüsement wird es ihm bald zu eng.

Die Warschauer Journalistin Alicja soll eine Reportage über das rätselhafte Verschwinden von Kindern in Wałbrzych schreiben. Nur widerwillig reist sie in ihre alte Heimat, eine vom neuen Kapitalismus und der jüngsten Deindustrialisierung gerupfte und gezupfte Bergarbeiterstadt. Hier gedeihen Verschwörungstheorien und blinder Hass, falsche Propheten haben leichtes Spiel. Alicjas Recherche befördert auch die schmerzhafte Wahrheit über ihre eigene Kindheit zu Tage.

Dieses Jahr ist eine ganze Reihe von Büchern für junge Leute erschienen, die Frauen auf die literarische Bühne der Geschichte holen, unter anderem ein Bilderbuch über Ada Lovelace, Good Night Stories for Rebell Girls und eine Weltgeschichte für junge Leserinnen. Am besten gefällt uns die Graphic Novel von Pénélope Bagieu, die in witzigen Comics von den unbekannten Leben aufsässiger, mutiger und eigenwilliger Frauen berichtet.

Eine Frau in U-Haft, der Prozess läuft, aber das Urteil steht schon fest: Tod durch Steinigung. Das Delikt: Sie hat anstelle des alkoholisierten Muezzins zum Morgengebet gerufen und ist außerdem des Besitzes von Make-Up, Musikkassetten und Lyrikbänden überführt worden. Aber ihre Schuld ist eigentlich viel größer. Sie ist als Mädchen geboren worden. „Gerade mal eine Stunde alt und schon meines Geschlechts wegen angeklagt (...) Ich war eine Frau in einem Land, in dem es besser war, irgendetwas anderes zu sein, vorzugsweise geflügelt.“

Südstaaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, im bürgerlichen Haushalt wird ausgebeutet was das Zeug hält. Diantha ist eine überaus vorbildliche Tochter und Verlobte, doch dem Unglück der häuslichen Ausbeutung will sie sich nicht beugen. Sie mausert sich zu einer Unternehmerin mit feministischer Guerillastrategie. Wo bisher persönliche Abhängigkeit, ein rassistisches Klassensystem und emotionale Erpressung herrschen, entdeckt Diantha den Markt für haushaltsnahe Dienstleistungen.

Leo Lania war erst sozialistischer, dann kommunistischer, später basisdemokratischer Aktivist. Er befasste sich mit den avanciertesten literarischen und journalistischen Formen, arbeitete mit Rundfunk und Film, mit Brecht, Piscator und W. G. Pabst, um nur einige zu nennen. Berühmt wurde er für seine Reportagebücher z.B. über den Hitler-Ludendorff-Prozess. „Muckrakers“ (Schmutzaufwirbler) wie Upton Sinclair waren sein Vorbild.

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