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Buchtipps

Der Wunsch, das Gesicht einer anderen zu haben, ist heute erfüllbar, auch in Korea. Die OPs sind zwar teuer, riskant und schmerzhaft und die Heilung dauert ewig, aber Sujin ist entschlossen: Mit abgeschliffenem Unterkiefer und neuer Lidfalte wird sie sich nicht länger im Nagelstudio verdingen müssen, sondern eine Karriere als Room-Saloon-Mädchen starten. Sie will es, obwohl sie von ihrer Nachbarin Kyuri, die den Zenit ihrer Karriere als Prostituierte gerade überschreitet, um die Nachtseiten dieses Berufs weiß.

Wir können nichts wirklich anerkennen und für nichts Verantwortung übernehmen, das wir nicht auch zu hinterfragen bereit sind. Und wir können nichts hinterfragen, was wir uns nicht in einem Akt der Vorstellung zu eigen gemacht haben. Das macht, folgen wir James Baldwin, Erfahrung aus.

Joyce Lussus Erinnerungen an ihre Zeit in der Resistenza haben wir bereits energisch empfohlen, nun ist erfreulicherweise auch ein ganz hervorragendes Buch ihres Ehemannes Emilio Lussu wieder lieferbar.

Das sind starke Thesen, die Elizabeth A. Wilson in Eingeweide, Pillen, Feminismus vor uns ausbreitet.

Kapitalistische Entwicklung gibt es nur, „indem sie zugleich die Springquellen des Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.“ So steht es im Ersten Band des Kapitals geschrieben, und dass es stimmt, hat der Lauf der Geschichte leider bestätigt. Der Kapitalismus hat die ökologischen Krisen so weit getrieben, dass die Existenz der Gattung Mensch bedroht ist. Eine Lösung kann er nicht bieten. Was also dann? Ökosozialismus?

Ein Tor zum Meer versammelt die Lebensgeschichten von zehn homosexuellen arabischen Männern unterschiedlicher Konfession aus verschiedenen Ländern und sozialen Klassen. Der Autor nennt es „Dossier“, ich würde es eher als eine Novellensammlung bezeichnen. Khaled Alesmael spielt die literarische Qualität seines Buches aber nicht aus falscher Bescheidenheit herunter, sondern um sein politisches Anliegen in den Vordergrund zu rücken.

Zum Glück ließ sich Goliarda Sapienza nicht davon beirren, dass sie mit ihren literarischen Werken wenig Erfolg hatte. Dabei war die Tochter einer Frauenrechtlerin und eines marxistischen Anwalts, die bereits als junges Mädchen am antifaschistischen Partisanenkampf teilgenommen hatte, keine Unbekannte in der italienischen Kulturszene. Sie hatte an vielen neorealistischen Filmen mitgewirkt und verkehrte in den Kreisen von Pasolini, Visconti, Bertolucci, Moravia, Morante, etc.

Pawel Salzmans Erinnerungen an die Blockade Leningrads beginnen mit der Schilderung eines Wohnungsputzes. Im Frühjahr 1941 lebt er mit seiner Frau Rosa, der neugeborenen Tochter Lotta und seinen Eltern in einer unkomfortablen, dunklen Souterrain-Wohnung. Mit dem Staubtuch geht Salzman über Möbel, Vasen, Skulpturen, eine Schamanentrommel – Erinnerungsstücke aus der Familiengeschichte und Souvenirs von seinen beruflichen Reisen als Filmausstatter. Er glättet die Teppiche, Vorhänge, Kissen und Tischdecken. Fünf helle Gläser für Bier gab es, sechs grüne für Wein.

Sophinette Becker (1950–2019) war Sexualwissenschaftlerin und psychoanalytische Therapeutin. Theoretisch und politisch beheimatet in Frankfurt am Main, leitete sie bis 2011 die dortige sexualmedizinische Ambulanz, die es heute leider ebensowenig mehr gibt wie das Institut für Sexualforschung.

Jeden Tag versucht ein Mann seine (Ex-)Frau zu töten, alle drei Tage gelingt dies. Großes Aufsehen erregen diese Verbrechen nicht. „Wenn die Verbrechen sich häufen, werden sie unsichtbar“, schrieb Bert Brecht. Ganz anders ist es, wenn eine Frau ihren Mann tötet. Zum einen geschieht dies viel, viel seltener, in Frankreich z.B. nur circa fünf Mal im Jahr. Zum anderen sind diese Tötungen anders motiviert: Männer töten ihre Frauen, um sie zu behalten, Frauen töten ihre Männer, um sie loszuwerden.

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