Während sich die kleine Louise Michel in den 1830er Jahren noch auf einem zerfallenden Schloss mit Voltaire und katholischer Mystik im wilden Denken übt, lassen sich ältere Zeitgenossen über den „prosaischen“ Charakter der modernen Welt aus. Die Industrialisierung schreitet voran und mit ihr wächst der „buntscheckige Haufen“ der Proletarisierten. Als Klasse der Besitzlosen teilen sie zunächst nicht viel miteinander, nicht Herkunft, nicht Heimat, keine gemeinsame Sprache und schon gar kein politisches Bewusstsein. Der Literaturwissenschaftler Patrick Eiden-Offe erforscht in seiner anregend geschriebenen Studie, auf welchen Wegen dieses neue soziale Kollektiv in der literarischen Kultur des Vormärz, also in der Zeit vor den Revolutionen von 1848, in Erzählungen, Bildern und neuen Begriffen seine Gestalt findet. Jene frühe Poesie des Proletariats war noch sehr offen in ihrem Umgang mit den Widersprüchen, die die Klasse im Innersten ausmachen: Das Wir des Proletariats muss ein flüchtiges und unbestimmtes bleiben; es geht um die Behauptung eines Standes, nur um ihn schnellst möglich loszuwerden. Wenn es Traditionen zu erfinden gilt, dann, um sich der eigenen Ansprüche an ein schöneres Leben zu vergewissern, und gerade nicht, um die Gegenwart rückwärtsgewandt auf Dauer zu stellen. Auch das ist „romantischer Antikapitalismus“, und in einiger Hinsicht könnte er für unsere heutige Zeit noch immer, oder: wieder vorbildlich sein.