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Buchtipps

Eine Hochhaussiedlung in der Pariser Banlieue. Das Bisschen öffentlicher Infrastruktur, das irgendwann einmal zum Gefallen der Investoren erbaut wurde, steht auf der Abrissliste. Eine Betonplatte, darunter Parkdecks, darüber ein Pyramidendach. Auch sonst ist für die jungen Menschen, von denen Diaty Diallos Roman erzählt, nicht viel geboten. Doch Astor und seine Freund*innen verstehen sich darauf, das Beste aus dem Hier und Jetzt zu machen – demain c’est loins.

»In der patriachalisch-demokratischen Schweiz ist die blühende Frau ein Neutrum.« Diese Liebesgeschichte beginnt mit einem Hinweis auf das gegenderte Pronomen Es, und mit ihm endet sie auch: »Am besten du vergißt – Es«. »Es« ist Luise, genannt »das Lulubé«, Malerin von Beruf und verheiratet in Künstlerehe mit dem empfindsamen, blassen Angelus. Der Gatte verkörpert das Negativ von allem, was sie anzieht, denn Lulubé steht auf Faschingstrommeln, wilde Männer, Jagd und Stierkampf.

/*-->*/ /*-->*/ Keine historisch-analytische Aufarbeitung, sondern eine subjektive Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in der autonomen Linken im Westen bietet das Bändchen Verheerende Bilanz. Klaus Rósza und Wolfgang Seibert erzählen von ihren Erfahrungen als Juden in der linksradikalen Szene in Frankfurt, Zürich und Hamburg seit den 1970er Jahren.

Die EU hat 2018 das Ergebnis einer Befragung von Jüdinnen und Juden über ihre Erfahrungen mit Antisemitismus veröffentlicht. Für Deutschland fiel es besonders alarmierend aus. In keinem anderen EU-Land gaben mehr Menschen an, antisemitisch belästigt zu werden, und „nirgendwo sonst wurden Juden so oft für die Politik der israelischen Regierung verantwortlich gemacht und angefeindet.“ 44 Prozent der Befragten in Deutschland erwägen auszuwandern. Drei Viertel trauen sich nicht, ihre Religionszugehörigkeit offen zu zeigen. Warum, wird klar, wenn man hört bzw.

Allen, die in der Schule vor Langeweile umkamen oder zu Haus weinten, die in der Kindheit von ihren Lehrern tyrannisiert oder von ihren Eltern verprügelt wurden, widme ich dieses Buch. Jules Vallès Paris  

Das kitschige Cover und der Titel haben mich nicht angesprochen. Auch nicht der Klappentext, der vom „überraschenden Zauber“ von „Limonade und Schoko-Brownies im entscheidenden Augenblick“ säuselt. Vielleicht habe ich das Buch nur aufgeschlagen, weil ich nicht glauben wollte, dass Paula Fox so etwas begeistern könnte. Und was offenbart sich mir? Ein Roman, der Freiheit und Liebe einmal wirklich anders buchstabiert!

Natascha Wodin hat einen Roman über das Leben einer Tiefbauingenieurin aus Kiew geschrieben, die sie in den 1990ern in Berlin als Putzhilfe kennenlernte. Eine Ost-West-Migration, von einer Mangelwirtschaft in die andere, aus der realsozialistischen Notversorgungsgemeinschaft der Familie in die einsame Prekarität der großstädtischen Schattenökonomie. Auch ein Buch, durch das man Berlin mit anderen Augen sieht.

Annie Ernaux’ unpersönlich autobiografische Bücher zu lesen ist ein bisschen so, als wäre man bei einer archäologischen Ausgrabung dabei: Behutsam und konzentriert wird Schicht für Schicht eine Erinnerung freigelegt, und anhand des einzelnen Fundstücks wird sein gesellschaftlicher Kontext sichtbar. Das Ereignis handelt von Ernaux’ illegaler Abtreibung im Winter 1961/62. Die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen gehört leider nicht einer längst verschütteten Vergangenheit an.

Der von Schatten begrenzte Raum des Theaters war immer ihr Zuhause. Nachdem in der Türkei 1971 das Militär die Regie übernahm, zog es Emine Sevgi Özdamar an die Bühnen von Berlin, Paris, Bochum und anderswo, wo man mit Begeisterung Brecht’sches Theater machte. Von Schatten begrenzt ist auch der Raum des Exils, in dem das Leben der Erzählerin spielt.

Der deutsche Kulturbetrieb ist zwar nicht gerade bekannt für Inklusivität und Diversity, aber es geschieht durchaus mal, dass auf irgendeinem künstlerischen Empfang ein Underdog ans Büffet gelangt. Wehe aber, ihm gleitet das Gürkchen vom Schnittchen und der Festivaldirektor rutscht darauf aus! Das ist der Auftakt zu einer Höllenfahrt durch die deutsche Kultur mit Goethe, Schäferhund, den Gebrüdern Grimm und allem, was den deutschen Geist erfreut.

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